GoMoPa: Argovent Kühlhaus Berlin: eine Erfolgsgeschichte - nur nicht für die Geldgeber

Mit der Auferstehung des jahrzehntelang brachliegenden Kühlhauses am Gleisdreieck zum Eventkulturhaus Berlin mit sieben Kunst-Geschossen in der Luckenwalder Straße 3 in Kreuzberg sowie der Sanierung eines Mietshauses mitten im Kreuzberger Szenekiez (Oranienburger Straße 19) haben Klaus-Peter Wehner von der Fondsgesellschaft Argovent Gesellschaft für Investitionsentwicklung mbH mit Sitz am Schöneberger Ufer 47 in Berlin Tiergarten sowie Dieter Siegel von der macs+more AG aus der Bayreuther Str. 35 in Schöneberg als Mutter dieser Fondsgesellschaft den Nerv der Berliner und Gäste aus ganz Deutschland getroffen.

 

Resch Rechtsanwälte aus Berlin Charlottenburg dem Finanznachrichtendienst GoMoPa.net berichtete.

 
An der Qualität der Zielobjekte lag es keinesfalls: Die Lange Nacht der Opern und Theater kam in diesem Jahr am 28. April nicht mehr an dem neuen Kulturtempel am Gleisdreieck in der Nähe des Potsdamer Platzes vorbei. Der Rundfunkchor Berlin wählte die Location am 4. November 2012 für sein 2. Kammermusikpodium (Eintritt 18 Euro). Ein Theater soll bis Ende 2012 bespielbar sein. Es geht mit Riesenschritten voran.

 
Und es wird auch nicht vergessen zu erwähnen, wer diesen Erfolg ermöglichte:

 
Auf der Homepage der Kühlhaus Berlin Veranstaltungs GmbH heißt es: "Die laufende Umwandlung des historischen Industriedenkmals in einen internationalen Treffpunkt der Künste und Kultur ist frei finanziert von der Fonds gestützten Kommanditgesellschaft Argovent."

 
Und in einem Artikel im Kulturteil des Tagesspiegels vom 21. November 2011 weist der Haupteigentümer der Kühlhaus am Gleisdreieck Berlin GmbH & Co. KG, Dieter Siegel, darauf hin, bereits fünf Millionen Euro in den Umbau des Objekts gesteckt zu haben.

 
Das Geld fiel nicht vom Himmel. Die Argovent Gesellschaft für Investitionsentwicklung mbH legte dafür im Jahre 2006 eigens einen Fonds in Form einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts auf: die DIG (Deutsche Immobiliengesellschaft) Premium Select GbR.

 
Um schnell viel Geld von Anlegern bekommen zu können, wurden diese angehalten, ihre Lebensversicherungen zu kündigen und die Rückkaufswerte in die DIG Premium Select GbR zu investieren. Um die Kündigung und Abwicklung der Lebensversicherungen kümmerte sich Anca-Beatrice Wehner mit der FI Factura Invest GmbH.

 
Wo das Geld dann investiert wurde, darüber wachte Klaus-Peter Wehner gleich in Doppelfunktion: einerseits als Fondsgeschäftsführer und zugleich als Treuhänder für ein Einlagensammelkonto der Aarealbank AG.

 
Das Tragische an der ganzen Konstellation besteht nun darin, wie die Anlegerschutzkanzlei Resch herausfand, dass die Anleger an der Erfolgsgeschichte des Kühlhauses am Gleisdreieck und des Mietshauses Oranienstraße 19 nur zu 10 Prozent teilhaben werden, obwohl sie den Größtenteil der Gelder für die Pflege der Fondsobjekte zahlten, wie Fondsgeschäftsführer Klaus-Peter Wehner auf Nachfrage der Rechtsanwälte erklärte.

 
Ihre DIG Premium Select GbR steht gar nicht als Eigentümer in den Grundbüchern. Und die Grundschulden sind ebenfalls für Argovent-Gesellschaften eingetragen, mit denen die Besitzer (Anleger) der DIG Premium Select GbR gar nichts zu tun haben.

 
"In Verkaufsunterlagen wird dargestellt, dass sich die Fondsgesellschaften wiederum an Objektgesellschaften beteiligen werden und nach der Investition die Immobilien dieser Objektgesellschaften als Sicherheiten den Anlegern zur Verfügung stehen", sagte Rechtsanwalt Jochen Resch gegenüber GoMoPa.net.

 
Doch die Wirklichkeit kommt einer praktischen Enteignung der Fonds-Gesellschafter gleich.

 
Anwalt Resch nennt Fakten:

 
Zitat:

In Mittelverwendungsnachweisen der Fondsgesellschaft DIG Premium Select GbR für die Jahre 2006 bis 2010 werden Beteiligungen an den Objektgesellschaften Oranienstraße 19 GbR (12 Prozent), Bergmannstraße 91 GbR II (3 Prozent), Wilhelminenhofstraße 65 GbR (20 Prozent, Zehdenicker Straße 25 GbR (8 Prozent) sowie Kühlhaus am Gleisdreieck Berlin GmbH & Co. KG (8 Prozent) ausgewiesen.

Ausweislich der Mittelverwendungsnachweise waren bis Ende 2010 in die DIG Premium Select GbR 4.498.208,62 Euro eingezahlt worden.

468.800,00 Euro sind nach den Angaben in die Beteiligungen an den Objektgesellschaften geflossen, wobei der Wert dieser Beteiligungen Ende 2010 schon 2.115.000,00 Euro betragen haben soll.

Bei dieser enormen Qualität der Investitionen ist nur bedauerlich, dass lediglich knapp mehr als ein Zehntel der eingezahlten Gelder zweckgemäß investiert worden ist.

Die Grundbücher entlarven den Ausschluss der Geldgeber

 "Zweifel an der tatsächlichen Wertsteigerung der Investitionen entstehen jedoch, wenn man sich die Eigentumsverhältnisse an den Objektgesellschaften ansieht", meint Anwalt Resch. So wurden die Anleger der DIG Premium Select GbR Ende 2006 angeschrieben und dazu befragt welche Anteile an Objektgesellschaften die Fondsgesellschaft erwerben solle. Drei Objekte, unter denen sich auch die Oranienstraße 19 GbR befand, standen zur Auswahl. Gemäß einem Schreiben der Geschäftsführung der Fondsgesellschaft, der Argovent Gesellschaft für Investitionsentwicklungen mbH, hatten sich die Anleger mehrheitlich zum Erwerb des Objekts Oranienstraße 19 entschieden.

 
Anwalt Resch: "Als Eigentümer sind in das Grundbuch die Argovent GmbH & Co. KG, die ArgoMax Gesellschaft für Investitionsthesaurierung mbH und die macs+more Aktiengesellschaft als Gesellschaft bürgerlichen Rechts eingetragen worden."

Wessen Grundschuld wurde in der Oranienstraße 19 abgesichert?

Anwalt Resch: "Eine Absicherung der DIG Premium Select GbR durch Eintragung von Grundschulden erfolgte entgegen der Prospektaussagen nicht und war wohl auch nicht beabsichtigt. Vielmehr wurden Grundschulden zugunsten der ArgoMax Gesellschaft für Investitionsthesaurierung mbh in Höhe von 700.000,00 Euro eingetragen, die mit der DIG Premium Select GbR in keiner Verbindung steht."

Wer steht als Eigentümer im Kühlhaus-Grundbuch?

Anwalt Resch: "Interessant ist auch die Beteiligung an der Kühlhaus am Gleisdreieck Berlin GmbH & Co. KG. An dieser Gesellschaft ist die macs+more Aktiengesellschaft mit 28 Prozent beteiligt.

Eigentümer sind die Kühlhaus am Gleisdreieck Berlin GmbH & Co. KG, die Forum Stadthaus Grundstücksgesellschaft mbH und die Argument Gesellschaft für Investitionsentwicklungen mbH, die beide 100prozentige Tochtergesellschaften der macs+more AG sind."

 
Anwalt Resch: "Auch bei diesem Objekt in der Luckenwalder Straße 3 sollte die Absicherung der DIG Premium Select GbR durch Eintragung von Grundschulden erfolgen. Grundschulden sind allerdings für die ArgoMax Gesellschaft für Investitionsthesaurierung mbH in Höhe von 2.400.000,00 Euro und die Kühlhaus am Gleisdreieck Berlin GmbH & Co. KG in Höhe von 850.000,00 Euro eingetragen worden."

 
Anwalt Resch: "Auf eine Nachfrage über den Verbleib der ausweislich der Mittelverwendungsnachweise nicht in Fondsbeteiligungen investierten Anlegergelder, hat die Argovent Gesellschaft für Investitionsentwicklungen mbH keine plausible Erklärung, sondern behauptet lediglich, die nicht nachgewiesenen Investitionen seien zur Instandhaltung und Pflege der Objekte der Fondsgesellschaften investiert worden, an denen der Fonds, also die DIG Premium Select GbR beteiligt ist.

Die DIG Premium Select GbR ist zwar nur mit einer Quote von 8 Prozent und einer Einlage von 48.000,00 Euro an der Kühlhaus am Gleisdreieck Berlin GmbH & Co. KG beteiligt, hat aber offenbar ohne Absicherung an der Fondsimmobilie weitere erhebliche Gelder ohne Gegenleistung an diese Gesellschaft weiter gegeben, um so die freie Finanzierung durch die Fonds gestützte Kommanditgesellschaft Argovent darzustellen."

Wie ist das Handeln von Wehner und Siegel zu bewerten?

Anwalt Resch: "Mit dieser Praxis hat die Geschäftsführung der DIG Premium Select GbR, die Argovent Gesellschaft für Investitionsentwicklungen GmbH und deren Muttergesellschaft macs+more AG des Dieter Siegel, gegen die im Verkaufsprospekt darlegten Investitionskriterien offenbar wissentlich und willentlich verstoßen.

In einem von der Kanzlei Resch Rechtsanwälte gegen die DIG Premium Select GbR geführten Rechtsstreit auf Aufhebung der Beteiligung und Zahlung von Schadenersatz hat die Geschäftsführung durch ihren Prozessvertreter erklären lassen, ein Auseinandersetzungsguthaben sei nicht vorhanden. Mit anderen Worten: Das Geld ist weg!

Die Kanzlei Resch Rechtsanwälte prüft sowohl zivilrechtliche als auch strafrechtliche Ansprüche gegen die Initiatoren."

 

GoMoPa.net: Herr Resch, vielen Dank für die Informationen.

 
Bleibt die Frage an DIG/Argovent Berlin: Wo sind die Anlegergelder geblieben? Nun denn ..