Anlagebetrug anzeigen reicht nicht

Sollte das Opfer den Anlagebetrug melden? Grundsätzlich ist eine Anzeige zu empfehlen. Einen Online-Anlagebetrug zu anzuzeigen dient der Bestrafung der Anlagebetrüger. Das soll auch so sein.  Aber mit einer Strafanzeige erhält der betrogene Anleger kein Geld zurück!

 

Zur Wiederbeschaffung des Geldes muss der auf Anlagebetrug spezialisierte Anwalt der Spur des Geldes folgen. Denn Geld ist bekanntlich nie weg, sondern nur woanders, sagte man früher. Heute können wir das ergänzen: Mit den richtigen technischen Werkzeugen kann die Spur des Geldes verfolgt werden, selbst wenn über eine Kryptobörse mit Bitcoin eingezahlt wurde. 

RESCH Rechtsanwälte kooperieren mit Chainalysis. Die in New York ansässige Firma Chainalysis gilt als weltweit führend in der Analyse und Verfolgung von Bitcoin & Co. in der Blockchain. Die unter Nutzung dieser Technologie erzielten Ergebnisse verblüffen selbst Experten.

Welchen Sinn macht es, einen Anlagebetrug anzuzeigen?
Viele Anleger sind überfordert, wenn sie eine Anzeige bei der Polizei erstatten wollen. Er reicht ja nicht allein die Behauptung aus, Opfer eines Anlagebetruges geworden zu sein. Er sollte auch schlüssig darlegen können, was genau passiert ist und warum es sich deshalb um Anlagebetrug handelt. Das klingt einfach, aber mit mehr als drei Jahrzehnten Erfahrung im Anlagebetrug wissen wir, dass viele Anleger die Hintergründe des Online-Anlagebetruges nicht durchschauen. Sie merken nur, dass der Broker ihnen das Geld nicht auszahlt. Aber das ist noch kein Anlagebetrug.

Was ist Anlagebetrug? 
Was ist die Definition des Anlagebetruges? Vereinfacht gesagt liegt ein Anlagebetrug nach § 283 StGB vor, wenn der Anlagebetrüger mit der Absicht, sich rechtswidrig zu bereichern, sein Opfer täuscht und ihn damit veranlasst, dem Anlagebetrüger sein Geld zu überweisen. Aber woher weiß denn das Opfer, dass er mit Absicht getäuscht wurde und es nicht nur ein riskantes Geschäft war, bei dem sich das Risiko verwirklicht hat? Wie will der Anleger in seiner Strafanzeige hinreichende Indizien präsentieren, wenn ihm doch selber gar nicht klar ist, was wirklich passiert ist. 

Ist es überhaupt Anlagebetrug?
Wenn ein Anleger den Verdacht hat, betrogen worden zu sein, sollte er einen auf Anlagebetrug fokussierten Anwalt aufsuchen, der zudem über eine langjährige Erfahrung verfügt. Zunächst wird der Anleger-Anwalt prüfen, ob überhaupt ein Anlagebetrug im Sinne des § 263 StGB vorliegt.

Regelmäßig kein Anlagebetrug den Zypern-Fällen
Die zypriotische Finanzaufsicht CySEC lizensiert immer wieder Online Trading-Plattformen, die immer wieder fragwürdig und unseriös auftreten, die gleichwohl ihre Dienste überall in der EU, also auch im deutschsprachigen Raum anbieten dürfen. Oft werden jedoch die nationalen Verbraucherschutzvorschriften nicht eingehalten, so dass sich daraus zivilrechtliche Schadensersatzansprüche für den Anleger ergeben. Eine Strafanzeige wegen Anlagebetrug macht deshalb keinen Sinn. Zudem ist der Anlagebetrug in den Zypern-Fällen regelmäßig nicht nachzuweisen. 

 

Anzeige gegen Online-Trading-Betrugsplattformen?
Von den lizensierten, real existierenden und trotzdem oft unseriösen Trading-Plattformen auf Zypern sind die rein kriminellen Online Trading-Plattformen mit ihren betrügerischen Brokern zu unterscheiden. Mit 250 Euro steigt man ein und dann sieht man die Gewinne wachsen und wachsen. Erst wenn der Broker nicht auszahlt, sondern immer mehr Geld einfordert, fangen die Probleme mit dem Broker an

Alles ist zweifelsfrei ein Anlagebetrug nach § 263 StGB. Trotzdem erleben die Trading-Opfer oft eine Enttäuschung, wenn sie den Anlagebetrug bei der Polizei melden. Ihre Strafanzeige geht gegen Online-Plattformen, die ihre Identität hinter Anonymisierung Diensten verstecken, das Callcenter ist im Ausland und alle Namen der Broker sind falsch. Regelmäßig werden die Ermittlungen eingestellt, wenn nicht der auf Trading spezialisierte Fachanwalt mit eigenen Ermittlungen insbesondere zum Verbleib des Geldes die Sach- und Faktenlage ergänzt. 

Anzeige bei Schneeballsystem?
Schneeballsysteme haben einen erheblichen Anteil an Online Anlagebetrugsmasche. Sie sind meist als Multi Level Marketing bzw. als Empfehlungsmarketing aufgebaut. Von dem Produkt fälschlich überzeugte Anleger werden durch Provisionen animiert, Freunden, Verwandten und Bekannten den finanziellen Einstieg zu empfehlen. Erst viel zu spät erkennen sie, dass von Anfang an alles nur Betrug ist. Die Auszahlungen erfolgten aus den frischen Einzahlungen der neu geworbenen Mitglieder des Schneeballsystems. Irgendwann bricht jedes Schneeballsystem zusammen – zwingend!

Dem geköderten Opfer des Schneeballsystems fällt es oft schwer, gegen die seine Empfehlungsgeber vorzugehen. Noch mehr Hemmungen gibt es, eine Strafanzeige zu erstatten, zumal allein die Teilnahme an einem Schneeballsystem strafbar ist. Das ist alles sehr komplex, für den Laien fast unmöglich zu durchschauen. Hier sollte unbedingt ein Rechtsanwalt für Anlagebetrug eingeschaltet werden. Neben den selbstverständlichen Beweissicherungsmaßnahmen sollte er unbedingt den Geldfluss ermitteln können. 

Strafanzeige wegen falscher Aktien und Festgeldanlagen
Eine andere Betrugsmasche der Anlagebetrüger sind attraktive Angebote für Festgeldanlagen oder für Aktien von angesehenen Unternehmen bzw. ein anstehender Börsengang. Aber alles ist Lug und Trug. Es gibt kein Festgeld und keine Aktien. 
Auch hier macht eine Strafanzeige nur Sinn, wenn das konkrete Betrugsmuster einer Tätergruppe zugeordnet werden kann. Sonst wird das Verfahren regelmäßig eingestellt, weil die Täter unter falschem Namen arbeiten und deshalb nicht identifiziert werden können.
Auch hier sollte der Anleger Anwalt in der Lage sein, mit seiner langjährigen Erfahrung, aber auch mit seinen Ermittlungswerkzeugen, die Tätergruppe zu identifizieren und die Spur des Geldes zu verfolgen. Diese Ermittlungsergebnisse müssen in die Strafanzeige einfließen, damit sich die Chancen auf eine Bestrafung der Anlagebetrüger und der Entschädigung der Anleger optimieren.

22.05.2023